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AutorenbildSusanne Barrios

Karriere-Entwicklung: Von der Bankkauffrau zur Professorin für Erwachsenenpädagogik und Autorin

Realschulabschluss, Banklehre, Festanstellung in der Bank, nebenberufliche Weiterbildung zur Bankfachwirtin und Studium zur Bachelor of Science in Finance & Management, Revisorin und Projektmanagerin - soweit, so stringent als Lebenslauf. Wer jetzt allerdings erwartet, dass es mit Teamleiterin Revision, Fachbereichsleiterin und dann Bereichsleiterin weitergeht, hat die Rechnung ohne Svenja gemacht. Ihre Geschichte darf ich euch heute erzählen.


Da wir der Meinung sind, dass wir alle viel von Anderen lernen können, stellen wir die Frage "Wie stellt man es an...?" spannenden Gesprächspartner:innen, die offen und ehrlich ihre Erfahrungen teilen. Heute schauen wir hinter die Kulissen der Karriere-Entwicklung von Svenja, die zunächst klassisch solide eine Bankausbildung gemacht hat und heute Professorin, Buchautorin und Zwillings-Mama ist. Unsere Wege haben sich nach unserem Kennenlernen immer wieder gekreuzt und es hat mir großen Spaß gemacht einen genaueren Blick auf die verschiedenen Karriereschritte und die damit verbundenen Gedanken und Herausforderungen zu werfen. Und festzustellen, dass ich sogar an einem davon beteiligt war - das hatte ich schon wieder ganz vergessen. Aber fangen wir von vorne an.


Wohlfühl-Setting fürs Interview

Im Gegensatz zu Alexandra für unseren ersten Beitrag in der Serie (https://www.careerreflaction.de/post/karriere-wechsel-vom-politischen-referenten-zum-m%C3%A4dchen-f%C3%BCr-alles-au%C3%9Fer-architektur) musste ich für das Interview keine sportlichen Höchstleistungen erbringen, sondern durfte gemütlich zwischen Berlin und Karben zoomen. Dafür bin ich recht dankbar, denn so konnte ich mich ganz auf die spannende Geschichte von Svenja konzentrieren.




Karrierestart: Sicherer Job, Verdienst ok und Betriebsrente!


So beschreibt Svenja die Rahmenbedingungen, die sie in den ersten Berufsjahren nach der Banklehre vorfand, und die dafür gesorgt haben, dass sie zunächst einmal in das gestartet ist, was man als klassische "Banker-Karriere" bezeichnen kann. Dabei haben ihr auch die Themen im Laufe der Jahre Spaß gemacht, von der Kundenberatung bis hin zur Arbeit als interne Revisorin und Projektmanagerin. Doch trotz all dieser positiven Rahmenbedingungen war da schon früh der Gedanke "Ist es das wirklich, was ich will?" sowie das Gefühl, dass die Themen ihr keine richtige inhaltliche Erfüllung bieten. Der Gedanke vielleicht doch lieber Lehrerin zu werden kam immer wieder, aber in der Schule sah sie sich dann doch nicht so richtig. Was jedoch passt war, in der Bank anzufangen Fachseminare zu geben und dabei festzustellen, dass sie sich über Wochen im Voraus auf diese 2 Tage im Jahr total freut. So vergingen ein paar Jahre und ein erster Wechsel in eine größere Stadt und eine große Privatbank, aber immer noch im "Sicherheitskokon" der Festanstellung in der Bankenbranche.


Je größer die persönliche und auch finanzielle Freiheit wurden, desto größer wurde die Frage nach dem "Wohin".

 

Krise: Was möchte ich wirklich? Und wie komme ich dort hin?


6 Wochen Rucksackreise durch Neuseeland sollen die Antwort auf die immer drängender werdende Frage bringen. Svenja hat sich das Ziel gesetzt, in den 6 Wochen, in denen sie alleine durch Neuseeland reist, für sich heraus zu finden, was sie machen möchte. Engagiert geht sie das Projekt an, nutzt die Zeit ganz bewusst, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, indem sie passende Literatur liest, stimmungsvolle Musik hört, Tagebuch schreibt und sich ganz bewusst Zeit für sich nimmt - sich nicht einer der Party-Reise-Gruppen anschließt. Und nach den 6 Wochen? Leider nichts - sie hat viele gute Gedanken mitgebracht, aber es ist immer noch unklar, wo genau ihre berufliche Reise hingehen soll.


Nach 6 Wochen großer Reise war es ein ganz kleiner Alltags-Moment, der alles ins Rollen brachte: Svenja saß abends in der Frankfurter U-Bahn und hat sich ganz bewusst die Menschen um sie herum angeschaut: alle im Business-Outfit, aber keiner hat gelächelt, ihr war plötzlich glasklar: "Das will ich nicht!". Prompt hat sie in der Bank gekündigt, ohne genau zu wissen, wie es weitergeht. Dieses erste Mal loslassen und sich von der Sicherheit zu trennen war für sie der schwerste Schritt in ihrer Karriereentwicklung.


Retrospektiv sagt Svenja waren es viele verschiedene Erfahrungen und Gedanken, die zu diesem Punkt geführt haben und die Fahrt in der U-Bahn war dann nur noch der letzte kleine Anstoß, den es zur Entscheidung gebraucht hat. Trotzdem wird sie diesen Abend in der Bahn nie vergessen.


 

Gekündigt nach 10 Jahren - und nun?


Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Zu dem Zeitpunkt war Svenja schon klar, dass der nächste Lebensabschnitt nach 10 Jahren in festen beruflichen Strukturen das Studentenleben sein soll und zwar in Berlin. Die Bewerbungen zu verschiedensten Studiengängen gingen raus und wie es das Schicksal so will bekommt sie eine Studienplatzzusage im Thema Erwachsenenbildung (die Berufsidee Lehrerin lässt grüßen). Parallel ergibt sich ein Kontakt und die Möglichkeit freiberuflich Seminare zu geben - dass ich da meine Finger im Spiel hatte, habe ich tatsächlich ganz vergessen.


Neben Studium und Studentenleben in Berlin baut sich Svenja eine Selbstständigkeit als Coach und Trainerin auf, absolviert verschiedene Ausbildungen, arbeitet ehrenamtlich in der Türkei und Südafrika und genießt die Vielfalt all dieser Eindrücke. Irgendwo in der Tiefe ihrer Gedanken schlummert die Idee vielleicht zum Ende der Berufszeit einmal eine Professur anzustreben: in der FH, um den Praxisbezug zu haben. Aber das hat ja noch gaaaanz viel Zeit. Trotzdem begleitet dieser Gedanken sie in den verschiedenen Schritten, sie promoviert und baut ihre Expertise weiter auf.


Die Fortsetzung der freiberuflichen Tätigkeit als Festangestellte ist eine tolle Möglichkeit wieder mehr Sicherheit und Planbarkeit in ihr Leben zu bringen. Es folgen Hochzeit, Geburt der Zwillinge und Elternzeit.


 

Der Sprung ins kalte Wasser


Nach den ersten intensiven Monaten mit den Zwillingen nimmt die alte Frage erneut an Bedeutung zu: "Wie geht es weiter?". Die kognitive Herausforderung fehlt Svenja und für sie ist klar, dass sie Kinder und Karriere unter einen Hut bringen will. Und dann ist es mal wieder ein Impuls von außen, der Bewegung in das Thema bringt: ihre Trauzeugin schickt ihr eine Stellenanzeige für eine Professur mit dem Hinweis, das würde doch wohl passen wie die Faust aufs Auge.


Die Stelle ist wie für Svenja ausgeschrieben und mit dem Gedanken, dass sie ja eh nichts zu verlieren hat nutzt sie die ersten beiden freien Wochenenden nach der Geburt der Kinder zur Vorbereitung der Bewerbung. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell: sie bekommt eine Einladung zum Berufungsverfahren und die Frage: "Will ich das überhaupt?" wird ganz akut. Die Rahmenbedingungen machen die Teilnahme am Verfahren leicht - es findet online statt, was sich gut in den Alltag einbauen lässt und sie ergreift die Gelegenheit beim Schopfe - wie oft bekommt man sonst die Gelegenheit für eine Professur?


Und: sie überzeugt - das Angebot für die Professur liegt auf dem Tisch!


Vier Wochen nimmt Svenja sich Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Am Ende sind es die Rahmenbedingungen und die Flexibilität der neuen Stelle, die Möglichkeiten die eine Professur eröffnet, Veränderungen in der alten Arbeitsumgebung und der Zuspruch aus der Partnerschaft und dem Netzwerk, die zusammengenommen dazu führen, dass auch sie zusagt: Sie ist Professorin mit noch nicht mal 40 Jahren! Und das als Mutter von 2 kleinen Kindern - ein wenig feministische Verpflichtung war bei der Entscheidungsfindung auch dabei 😉.

 

Schreiben als Ausgleich zu Job, Hausbau und Kindern


Neben der neuen Rolle als Professorin beschäftigt Svenja sich auch intensiv mit ihren eigenen Erfahrungen rund um das Thema Mutterschaft. Im Austausch mit einer befreundeten Mama stellt sie fest, dass es nicht nur ihr so geht, dass es viele Fragen gibt, die sich rund um die Veränderungen durch die Rolle als Mutter ergeben. Ein Buch wollte sie schon lange schreiben und so werden schnell Nägel mit Köpfen gemacht: mit Hilfe eines Coachs erstellt sie einen Plan, gemeinsam werden die Themen angegangen, ein Verlag findet sich auch überraschend schnell und so entsteht gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Hanna Meyer in 9 Monaten das neustes "Baby" - das Buch "Muttertät - Wenn sich plötzlich alles anders anfühlt".


Auf die Frage hin, wie sie denn Professur, Altbau-Renovierung, Zwillinge und Schreiben unter einen Hut gebracht hat (ich stelle mir die Frage, ob Svenja überhaupt Schlaf braucht) war die überraschende Antwort, dass ihr das Schreiben in dieser anstrengenden Zeit ganz viel Energie gegeben hat. Auch der Austausch und das gemeinsame Arbeiten mit ihrer Co-Autorin waren Dinge, die Svenja viel Spaß gemacht haben. So hat es sich für sie gar nicht nach Arbeit angefühlt, sondern vielmehr nach Erfüllung - genau so soll es doch sein!

 

Sich-Selbst-Bewusst-Werden: eigene Fähigkeiten erkennen


Ein wichtiger Aspekt in der beruflichen Reise von Svenja war für sie, sich immer wieder die eigenen Ressourcen und Kompetenzen vor Augen zu führen und diese bestmöglich zu nutzen. Vor allem ist es ihr wichtig, zu wissen, welche Stärken sie hat und sich auf diese zu konzentrieren und somit keine Energie zu verschwenden, um an möglichen Schwächen zu arbeiten. Das kann ich nur voll und ganz unterstützen. Wir alle haben einzigartige Stärken, die uns besonders machen und die Zeit und Energie ist so viel besser investiert, wenn wir uns auf die Stärkung dieser Stärken konzentrieren - etwas, das besonders im deutschen Arbeitsumfeld aus meiner Sicht leider immer noch nicht genug getan wird.


Eine der übertragbaren Fähigkeiten, die Svenja auf ihrem Weg unterstützt ist aus ihrer Sicht die analytische und strukturierte Vorgehensweise, wie sie Themen angeht. Das geht von der Planung und Durchführung der Neuseeland-Reise, ihrer jeweiligen beruflichen Aufgabe, dem Hausbau und Familienalltag bis zur Veröffentlichung ihres ersten Buches und zieht sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Stationen. Genau diese Stärken und Fähigkeiten sind Basis für ihren Erfolg. Zu erkennen, was unsere jeweiligen Stärken und Fähigkeiten sind und diese dann zum Leuchten zu bringen ist eine tolle Aufgabe.

 

3 Tipps für Menschen mit beruflichem Veränderungswunsch


Als Coach und Trainerin und Professorin in der Erwachsenenpädagogik hat Svenja selbst schon viele Menschen bei Veränderungen begleitet und sich auch wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt, daher bin ich besonders gespannt darauf, was sie anderen Menschen für Situationen der beruflichen Veränderung mitgeben möchte.


  • Nimm Dir Zeit: Verbringe Zeit mit Dir selber, aber auch mit Anderen. Svenja hat stets mit anderen Coaches bzw. Sparrings-Partnern den Austausch gesucht, um ihre Gedanken zu sortieren und die nächsten Schritte festzulegen. Ansonsten wären ihre ängstlichen Mitglieder ihres inneren Teams zu stark zu Wort gekommen.

  • Überlege was das Worst-Case-Szenario ist - und ob es wirklich so schlimm wäre: Einmal ganz bewusst durchzuspielen, was denn im schlimmsten Fall passieren könnte hilft Svenja die Angst vor der Entscheidung zu verlieren.

  • Hab einen Plan B: Die innere Beauftragte für Sicherheitsthemen kann zufrieden gestellt werden, indem es einen Plan B gibt, auch wenn dieser nicht im Detail ausgearbeitet ist.

Insbesondere der Austausch mit Anderen, bzw. die Inanspruchnahme von Unterstützung z.B. durch ein Coaching hat mir auch in den verschiedenen Veränderungssituationen geholfen. Hier möchten wir mit unserem CareerReflAction- Programm und unserem allgemeinen Coaching-Angebot Hilfestellung leisten.


Neben 1,5 Stunden sehr kurzweiligem Austausch nehme ich auch wieder einige Themen aus unserem Gespräch mit:

  • Sprechen hilft: auch bei Svenja waren es immer wieder Impulse von außen oder Kontakte, die ihr Optionen aufgezeigt und Möglichkeiten eröffnet haben. Ich finde es immer wieder faszinierend, was sich manchmal ergibt, einfach weil wir mit unseren Themen und Anliegen sichtbar werden und diese offen ansprechen.

  • Das Thema "Buch schreiben" ist auf meiner Buket-List nach oben gerutscht - die Begeisterung für das Buch-Projekt hat ansteckend gewirkt und wird sicherlich noch länger nachwirken....

Die Reise ist noch lange nicht zu Ende und ich bin gespannt, wie es für Svenja weitergeht und was sie mir erzählt, wenn wir in 10 Jahren wieder einmal zurückschauen - Ich freu mich drauf!

 

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